Porträt des weiß gekleideten Papst Franziskus
Bildrechte: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Alessio Marini

Papst Franziskus in Venedig, Foto vom 28.04.2024

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Der Papst und die Kunst: Franziskus warnt vor Kommerzialisierung

Der Papst als Kunstkritiker? Erstmals hat das Oberhaupt der Katholischen Kirche die Kunstbiennale von Venedig besucht. Franziskus nutzte die Gelegenheit, um vor der Kommerzialisierung der Kunst zu warnen. Der Markt "vampirisiere" die Kreativität.

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Papst Franziskus hat die Kunstbiennale von Venedig besucht. Erste Station seiner Reise war das Frauengefängnis auf der venezianischen Insel Giudecca. In diesem Gefängnis hat der Vatikan seinen diesjährigen Biennale-Pavillon eingerichtet. Die dort gezeigten Kunstwerke waren im Dialog mit den gefangenen Frauen entstanden. "Con i miei occhi" ("Mit meinen Augen") heißt der Pavillon.

Vor Ort bezeichnete das Oberhaupt der katholischen Kirche das Gefängnis als harte Realität und thematisierte die nicht nur in italienischen Haftanstalten allgegenwärtigen Probleme wie Überbelegung, Ressourcen-Mangel und Gewalt. Zugleich betonte er die Chancen, die die Haft biete. "Paradoxerweise kann der Aufenthalt in einem Gefängnis der Beginn von etwas Neuem sein, die Wiederentdeckung ungeahnter Schönheiten in uns und den anderen, wie es das künstlerische Ereignis symbolisiert, das ihr beherbergt und zu dessen Projekt ihr aktiv beitragt", so der Papst mit Blick auf den von den Insassinnen mitgestalteten Pavillon.

Rund 80 Insassinnen wirken an der Vatikan-Ausstellung mit; sie führen bis zum Biennale-Ende im November durch den Kunstrundgang im Gefängnis.

Das Gefängnis als Neuanfang

An der Ausstellung beteiligen sich acht internationale Künstlerinnen und Künstler, darunter der Italiener Maurizio Cattelan und die Französin Claire Fontaine. Bei einer kurzen Begegnung in der Gefängniskapelle ermutigte Franziskus die Kunstschaffenden, mit ihren Werken "Städte der Zuflucht" zu schaffen: Orte frei von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, Ungleichheit, ökologischem Ungleichgewicht und Ausgrenzung armer Menschen. Zugleich warnte er davor, die Kunst allein den Gesetzen des Marktes zu überlassen. Es sei nötiger denn je, klar zwischen Kunst und Markt zu unterscheiden. "Gewiss, der Markt fördert und kanonisiert, aber es besteht immer das Risiko, dass er die Kreativität "vampirisiert", die Unschuld raubt und am Ende kalt entscheidet, was zu tun ist", sagte Franziskus.

Papst warnt vor Kommerzialisierung der Kunst

Es ist das erste Mal, dass ein Papst die Kunstbiennale von Venedig besucht hat. Die 60. Ausgabe der großen Kunstschau war am 20. April eröffnet worden und dauert bis zum 24. November. In dieser Zeit zieht die Ausstellung traditionell hunderttausende Besucher aus aller Welt an. Im Zug seines Besuchs in Venedig hielt Franziskus auch eine heilige Messe auf dem Markusplatz ab. Da Venedig seit wenigen Tagen Eintritt ins historische Zentrum der Stadt verlangt, brauchte man für die Teilnahme an der Messe letztlich ein Ticket.

Mit Material von dpa.

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